Wenn Eltern sich trennen, endet meist nur die Paarbeziehung – nicht die gemeinsame Verantwortung für das Kind. Viele Mütter und Väter wünschen sich nach einer Trennung, dass sie weiterhin als Eltern auf Augenhöhe agieren können. Doch wie gelingt friedliches Coparenting, wenn Verletzungen tief sitzen, die Kommunikation holprig ist und der Alltag ohnehin schon voll genug?
Die gute Nachricht: Es geht. Und es geht besser, als viele denken.
In der Familienforschung ist längst belegt: Kinder kommen mit Trennungssituationen dann am besten zurecht, wenn die Eltern trotz getrennter Wege kooperativ und respektvoll miteinander umgehen. Eine Studie der Universität Bielefeld (Schier 2013) zeigt, dass stabile, konfliktarme Elternbeziehungen nach einer Trennung das Risiko emotionaler Belastungen bei Kindern deutlich senken.
Natürlich bedeutet das nicht, dass alles sofort reibungslos läuft. Es braucht Zeit, Umdenken – und manchmal auch neue Fragen:
Wie können wir uns als Eltern neu organisieren? Wo müssen Rollen geklärt werden?
Welche Perspektive hilft mir, weniger zu kämpfen – und mehr zu gestalten?
Wenn wir dem Begriff „Komplexität“ folgen – wie ihn etwa der Systemtheoretiker Cramer (1989) beschreibt –, dann zeigt sich:
Komplexität kann „bewältigt“ werden, indem man den Blickwinkel verändert. Oder anders gesagt: Statt immer dieselbe Diskussion zu führen, ist es oft hilfreicher, eine neue Art der Zusammenarbeit zu entwickeln.
Erfahren Sie, wie genau das gelingen kann – und welche drei praktischen Coparenting-Hacks Ihren Alltag sofort entspannen.
In der Praxis zeigt sich: Wer sich von der Vorstellung verabschiedet, dass nach der Trennung alles geklärt sein muss, sondern Kooperation als Prozess begreift, schafft Raum für echte Entwicklung.
Die „neue Familie“ funktioniert anders als die alte – aber sie kann genauso stabil sein. Zentral ist, dass beide Eltern sich in ihrer Rolle als Erziehende sicher fühlen dürfen, auch wenn sie nicht mehr unter einem Dach leben. Das beginnt oft bei scheinbar kleinen Entscheidungen:
Kommunikation auf Augenhöhe, Respekt vor dem Alltag des anderen, und die gemeinsame Frage: Was braucht unser Kind gerade?
Dabei hilft es, den Funktionszusammenhang der Elternbeziehung neu zu denken: Nicht als Liebes- oder Beziehungsebene – sondern als Projektpartnerschaft zum Wohl des Kindes.
So entsteht eine neue Dynamik: Weg von Schuldzuweisungen – hin zu tragfähigen Vereinbarungen. Studien wie die von Kelly & Emery (2003) zeigen, dass Kinder aus kooperativen Trennungsfamilien nicht nur besser durch Krisen kommen, sondern langfristig emotional stabiler sind.
Aber wie kommt man dahin – mitten im Alltag, zwischen Kita-Wechsel,
Arbeit und Wochenendregelung? Hier sind drei alltagstaugliche Hacks:
Top 3 Hacks für den Alltag getrennter Eltern
- Elterntagebuch führen (analog oder digital):
Schreibt abwechselnd kurze Infos oder Gedanken zum Kind auf – das reduziert Missverständnisse, stärkt Transparenz und zeigt: Wir bleiben im Gespräch.
- Streitfreie Zonen definieren:
Bestimmt feste Zeiten oder Orte, an denen nicht gestritten wird – z. B. bei der Übergabe oder am Telefon ab 20 Uhr. Das schützt das Kind und senkt den Stresspegel.
- Fokus-Shift: Vom Problem zur Aufgabe:
Fragt euch regelmäßig: Was wäre eine machbare Lösung – statt: Wer ist schuld? Diese Haltung bringt Bewegung in festgefahrene Situationen.
Mit ein wenig Übung und dem Mut zur Veränderung kann aus der Trennung ein neuer Anfang als Elternteam entstehen. Nicht perfekt – aber echt.
Und das ist es, was Kinder am meisten brauchen.

